
21 Nov Straßentod
Viele Menschen sterben obdachlos und namenlos.
Drei weitere Menschen wurden Opfer der Straße.
Mein Beileid geht an die viel zu früh verstorbenen Menschen.
Mit einem Dach über den Kopf hätten alle womöglich ein längeres Leben haben können.
Da war Udo, der draußen in einer kalten Nacht verstorben ist. Sein Tod wurde entdeckt, als jemand ihm Geld spenden wollte. Benjamin ist laut Bericht eines „natürlichen Todes gestorben“ – was immer das heißen mag. Er war psychisch krank und obdachlos. Beide waren erst Mitte 50.
Jan wurde 63 Jahre alt. Er hatte einen Plan für den Winter. Mit einem Freund wollte er in einen Wohncontainer ziehen. Bis dahin hat er es nicht mehr geschafft – auf der Straße kann jeder Tag der letzte sein.
Alle drei Menschen wussten vom Winternotprogramm. Sie wollten dort nicht hingehen. Ein Ort, wo hunderte Menschen zusammenkommen, ist nicht für jeden gemacht. Den Menschen die Schuld zu geben, wenn sie die Angebote nicht annehmen, finde ich falsch. Warum stellen sich Menschen eher der Gefahr, draußen zu erfrieren, statt in das Winternotprogramm zu gehen? Mit dieser Fragestellung sollte man beginnen die Ursachen herauszufinden.
Es heißt immer, das Winternotprogramm sei vollständig belegt. Das stimmt nicht. Es sind die Wohncontainer, die viele gerne in Anspruch nehmen möchten um dort den ganzen Winter verbringen zu können – Orte mit einem gewissen Maß an Privatsphäre, wo die Menschen auch tagsüber bleiben können und die Chance haben, ein wenig zur Ruhe zu kommen. Davon gibt es so wenige Plätze, dass am Ende das Los entscheiden muss.
In den großen Einrichtungen ist anders. Im letzten Jahr waren sie nur zu 67% ausgelastet. Das sind 10% weniger als im Jahr davor und sogar 22% weniger als noch 2017.¹
Wenn das Sterben aufhören soll, müssen die Bedingungen in den Einrichtungen verbessert werden. Erst dann werden sich mehr Menschen trauen, solche Stellen wieder anzulaufen. Sonst wird es weitere Kältetote geben.
Es hat einen Beigeschmack zu lesen, dass es nicht gelingen wird, die Probleme innerhalb eines Jahres zu lösen, so die Aussage eines Politikers aus der Hamburger Bürgerschaft.
Dabei gibt es die Forderung, das Winternotprogramm ganztägig zu öffnen und besser aufzustellen, schon seit Jahren. Es fehlt schlicht und ergreifend der politische Wille, etwas zu ändern. Es ist traurig, aber wahr.
Ganz ehrlich, dass macht mich traurig und wütend. Es kann nicht angehen, dass Menschen in unserer Stadt erfrieren. Es sind keine großen Fortschritte zu erkennen und es ist dringend Zeit das sich etwas tut.
Der Winter kommt erst noch. In der nächsten Zeit hilft Menschen auf der Straße vor Unterkühlung jedes bisschen Wärme, sei es ein heißes Getränk, dicke Klamotten oder ein guter Schlafsack.
Und es hilft, noch mehr als sonst auf die Menschen in unserer Umgebung zu achten und und im Zweifelsfall den Kältebus (Nr.: 0151 65 68 33 68, täglich von 19 bis 24 Uhr) oder auch die 112 zu rufen.
Autor: Dominik Bloh
Foto: © https://www.pexels.com/
Quelle: 1. https://www.hinzundkunzt.de/harrsche-kritik-am-erfrierungsschutz/