Gesellschaft

Es ist ein ständiger Kreislauf. Menschen auf der Straße werden tot aufgefunden. Hier und da wird dann in den Medien davon berichtet. Die Menschen, die angezündet werden, landen auch mal in den Schlagzeilen. Es gibt einen kurzen Moment Empörung.

Eine Gesellschaft sollte doch denen helfen, die es am meisten brauchen.

Vielleicht liegt hier schon das erste Problem. Obdachlose sind irgendwann kein Teil der Gesellschaft mehr.

Ich glaube, die oft hemmungslosen Angriffe gegenüber Menschen auf der Straße sind ein Resultat daraus. Die Angreifer sehen in Obdachlosen keine Menschen mehr, die dazugehören. Sie sind ausgegrenzt und entwertet in ihrem menschlichen Dasein.

Viele verhalten sich so, als würden diese Menschen unter ihnen stehen.

Einige lassen ihrem Hass dann freien Lauf. Sie sind einfach menschenverachtend. Solche grausamen Taten tauchen dann in meiner Timeline auf.

Gleichzeitig lese ich in einer Randnotiz, dass es in der Bürgerschaft keine Mehrheit für einen Antrag gegeben hat, der Verbesserungen in der Obdachlosenhilfe fordert.

Ist es den meisten Menschen einfach egal, was mit anderen Menschen passiert, solange es nicht sie selbst oder ihr nächstes Umfeld betrifft? Solange die Menschen, die unter gewissen Umständen leben, die Minderheit bilden? Geht es einen einfach nichts an, wenn sich ein Fremder in Not und Elend befindet?

Es sieht für mich oft so aus, wenn ich die Menschen sehe, die weggucken oder einfach ausblenden, was ganz real um sie herum passiert.

Für viele sind die Probleme anderer zu weit weg um Mitgefühl zu haben.

Ansonsten würden wir doch etwas dagegen unternehmen, dass Menschen über Nacht Angst haben müssen ihren Kopf zu verlieren, im wahrsten Sinne des Wortes. Es gab einen Fall, wo ein Mann an seinem Schlafplatz enthauptet aufgefunden wurde.

Wir lassen das zu. Wir schütten es mit noch mehr Leid und Elend, das es auf dieser Welt gibt zu und begraben die Menschen in der Flut aus neuen Schreckensnachrichten.

Wir wollen eine offene, tolerante Gesellschaft sein. Das heißt, es reicht nicht aus, nur seinen Mund aufzumachen, sondern wir sollten genauso unsere Herzen und unsere Türen öffnen.

Es muss sich zuerst die Einstellung und das Denken ändern bevor sich etwas anderes bewegen kann. Solange läuft hier alles wie in einer Endlosschleife weiter. Diesen Winter werden wieder Menschen auf der Straße sterben. Die Frage, wie viele es noch sein werden stelle ich mir schon gar nicht mehr.

Ich bin es leid darüber zu schreiben. Ich bin traurig, dass Menschen so vergessen werden. Ich bin wütend darüber, dass so wenig passiert.

Es ist Zeit etwas zu tun.

Autor: Dominik Bloh