
22 Dez Der Duschbus rollt
Anselm hat schon vor drei Jahren zu mir gesagt: ,,Wenn der Bus auf die Straße kommt, fahre ich dir den.“ Anfang Dezember saßen wir dann zu zweit im Bus und fuhren ihn in unsere Stadt.
Es sind viele Menschen draußen die nicht wissen, wo sie sich waschen sollen.
Sie suchen Orte auf wie Schulen und Bibliotheken, dort kann man zu gewissen Zeiten für sich sein.
Oft geht man auf die Toiletten in Restaurants oder Fast Food Läden. Kurz zu den Waschbecken gehen. Das Deo in der einen und die Zahnbürste in der anderen Hand. Es muss schnell gehen. Oft kommen sonst Mitarbeiter herein, um einen rauszuwerfen. Manche hatten auch noch Spaß daran, ihr Hausrecht zu nutzen.In der größten Not geht man auch auf das Bahnhofsklo. Das ist einer der letzten Orte, die man mit Hygiene verbinden kann. Da kann einfach alles sein. Scheiße an der Wand. Kotze im Waschbecken. Manchmal ist da noch jemand. Er ist schon tot, eine Nadel steckt noch in seinem Armen.
Die meiste Zeit hält man sich zentral an belebten Orten auf. Es gibt aber auch die Nächte, in denen man irgendwie in einem Park oder im Grünen landet. Dort gibt es nicht viel außer der Natur. In den Stadtparksee springen und tief in die Büsche laufen um sich hinzuhocken.
Dagegen sind Schwimmbäder Luxus.
Seine Tasche kann man in den Schränken einschließen. Lange heiß duschen und heimlich an den Waschbecken rasieren geht auch. Wie überall sonst kann jederzeit jemand hereinkommen, aber es ist einfacher, zu verbergen, was man tut. Mit Sporthose sieht man aus wie alle anderen hier. Man fällt nicht auf.
Die Straße und das bürgerliche Leben sind zwei Welten. Dadurch, dass die einen angeekelt auf Distanz gehen und sich andere aus Scham isolieren, entfernen sich diese beiden Welten immer weiter voneinander. Der Duschbus wird eine Brücke schlagen.
Wir ermöglichen den Zugang zu würdevollem Waschen in Ruhe und in Privatsphäre. Niemand kann hereinkommen. Dank der vollausgestatteten Badezimmer hat man einen kompletten Badezimmerdurchgang. Duschen, Toiletten in Keramik, auf die man sich gerne setzt. Waschbecken mit schönen Armaturen und Spiegel – eben so wie in einem richtigen Badezimmer.
Darum haben wir in den ersten Wochen schon Menschen mit Freudentränen aus dem Bus steigen sehen weil die Zeit dort drinne so gut Tat. Für jemanden anderes war es die luxuriöseste Dusche seit langem, wie er sagte.
Hier gehen die Leute zum Teil geknickt rein und kommen grade wieder heraus. Das macht so viel mit den Menschen. Das ist echte Hilfe zur Selbsthilfe.
Es ist außerdem sehr schön zu sehen, wie erfreut die Menschen auf den Bus reagieren. Anselm wird so oft gegrüßt, dass er den Arm eigentlich nicht mehr runter nehmen braucht. Die Menschen haben ein Lachen im Gesicht. Selbst an grauen Regentagen fällt der knallbunte Bus auf. Er strahlt gute Laune aus.
Das Design soll einen anderen Blick auf das Thema Obdachlosigkeit werfen. Es gibt immer Probleme. Es ist eine Entscheidung, ob man pessimistisch oder optimistisch rangeht. Wir wählen den positiven Weg.
Danke an ALLE die das möglich gemacht haben.
#GoBanyo #waschenistwürde
Autor: Dominik Bloh
Foto: © Jan Brandes