Begegnung

Im Vorzelt vom Duschbus saß eine Frau, die von ihren Problemen erzählte. Eins kam bei ihr zum anderen und jetzt ist sie in einem Kreislauf gefangen, an dem sie verzweifelt. Ihr kommen die Tränen, während sie darüber spricht. Sie glaubt, sie schafft es nicht raus. Als erstes müsste sie nach Berlin wegen ihrer Papiere.

Sie lebt in einem Zelt. Neulich kam jemand in ihr Zelt und hat ihre Sachen durchwühlt. Seitdem hat sie immer eine Schere griffbereit liegen.

Ich höre zu. Alles, was sie sagt, kenne ich. Positiv zu bleiben ist für mich der Weg. Ich bin mir sicher, jeder Mensch kann darauf besser laufen. Ich weiß aber auch, dass man das manchmal nicht hören kann, wenn gerade nichts gut ist.

Ich fahre mit dir nach Berlin, sage ich zu ihr. Sie schaut mich ungläubig an.

Was ich schon davon wissen würde, sagt sie in einem angefressenen Ton. Ihr Frust wird zur Wut auf einen lächelnden Mann, der einfach so einen Satz raushaut. Alles kann gut werden. Als hätte sie nicht gerade erzählt, dass niemand ihr hilft. Wer ist der denn überhaupt? fragt sie eine unserer Ehrenamtlichen. Sie erzählt ihr, wer ich bin. Daraufhin wird sie sofort wieder entspannter.

Oh. Dann verstehst du ja wirklich, was du sagst. Das mit dem Duschbus ist eine tolle Idee. Danke dafür. Gestern war sie mit einem Fernsehteam unterwegs. Die wollten auch was tun. Beim Fernsehen muss man aber ja ein bisschen vorsichtig sein.

Sie spricht von Caro, einer Redakteurin, die dabei war. Die war ganz lieb, sie sagte, es gäbe einen Mann, der ihr vielleicht weiterhelfen könne, der war früher selber lange obdachlos. Tatsächlich kenne ich diese Redakteurin schon länger. Sie hat mir auch zu ihrem gestrigen Dreh ein paar Fragen gestellt.

Sie guckt mich wieder ungläubig an. Dieses Mal lachen wir beide. Eine witzige Begegnung an einem schwierigen Tag. Ist das nicht schon eine positive Sache?

Das Eis ist gebrochen. Wir reden noch lange weiter, ich erfahre viel über sie, unter anderem auch ihren richtigen Namen.

Das war vor zwei Wochen. Seitdem ist einiges passiert. Wir haben mehr Infos über ihre Situation. Es sind eine Menge Leute zusammen, die jetzt helfen wollen. Eins kam zum anderen. Dieses Mal führt es hoffentlich in eine andere Richtung.

Autor: Dominik Bloh

Foto: © GoBanyo